Intern
Institut für Allgemeinmedizin

TdA 2020

3. Tag der Allgemeinmedizin am 07.10.2020 - Rückblick -

Trotz Corona-Pandemie und mit etwas Glück noch vor der bundesweiten Verschärfung der Hygieneregeln hat der Tag der Allgemeinmedizin auch in diesem Jahr stattgefunden.  Prof. Dr. Thomas Kühlein von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg eröffnete den Nachmittag mit seiner Key Lecture zum Thema „Quartäre Prävention“.

Prof. Dr. Thomas Kühlein während der Key Lecture 

Insgesamt 52 Teilnehmer*innen – Hausärzt*innen und deren Teams – konnten von den Fortbildungsangeboten profitieren. Der Bogen der Themen war weit gespannt von Prüfungsdidaktik über De-Prescribing von Medikamenten und Kommunikationsthemen bis hin zu einem Workshop, in dem ganz praktisch die Frage „Wie forschen Praxen?“ interaktiv diskutiert wurde. Auch die gängigen DMP-Themen konnten, wie in den Vorjahren, belegt werden.

Die Evaluationen und Rückmeldungen der Teilnehmer*innen waren durchweg sehr positiv. Vor allem geschätzt wurde die Möglichkeit einer Präsenzfortbildung, die in der derzeitigen Lage eher selten geworden ist. Dank der stringenten Umsetzung der Hygienevorgaben konnten alle Teilnehmer*innen sicher und konzentriert den Inhalten folgen. Für das Verständnis und die perfekte Mitarbeit möchten wir uns auf diesem Wege nochmals herzlich bedanken!

Wir hoffen auf einen 4. Tag der Allgemeinmedizin unter „Nicht-Corona-Bedingungen“ am 13.10.2021 in Würzburg mit Besucherzahlen, die sich wieder an den Vorjahren orientieren können!


Key Lecture

Quartäre Prävention (Prof. Dr. med. Thomas Kühlein)

Medizin ist etwas Gutes. Aber es gibt auch ein Zuviel des Guten. Dass das auch für die Medizin zutrifft ist ein zunehmend anerkanntes Problem. Hätte das Problem nur eine Ursache, wäre ihm leicht zu begegnen. Es hat aber viele Ursachen, wie zum Beispiel die grundsätzliche Unsicherheit des Lebens und unsere notorische Schwäche mit ihr umzugehen, das traditionell mechanistische Denken, die Nicht-Akzeptanz unserer Sterblichkeit und die Vermarktwirtschaftlichung der Medizin.  Diese Ursachen stellt der Vortrag zur Diskussion.


Workshops

DMP-Diabetes – neue Leitlinien – neue Medikamente?  (Dr. med. Til Uebel)

2020 sind erste Teile der runderneuerten NVL Diabetes Mellitus Typ 2 erschienen. Unser Institutsmitarbeiter Til Uebel berichtet als Mitautor dieser NVL über die aktuelle Entwicklung der Diabetologie, die neuen Empfehlungen und gibt praktische Empfehlungen zur Umsetzung in der Hausarztpraxis.

Prüfungsdidaktik für HausärztInnen (Prof. Dr. med. Anne Simmenroth und Prof. Dr. med. Sarah König, MME)

Mündlich-praktische Prüfungen fair und valide zu gestalten, ist eine echte Herausforderung – dabei eignet sich unser Fach besonders gut, um Untersuchungstechniken, gestufte Diagnostik und differentialdiagnostisches Denken zu prüfen. Wir werden uns im Prüferworkshop mit prüfungsdidaktischen, rechtlichen und praktischen Aspekten zur Erstellung von Prüfungsfällen befassen.

BayFoNet - wie forschen Praxen? (Prof. Dr. med. Ildikó Gágyor und Prof. Dr. med. Thomas Kühlein)

Praktisch tätige ÄrztInnen stehen oft vor ungelösten Fragen. Auch alle Forschung beginnt mit einer guten Frage. Das formulieren einer guten Frage ist eine Kunst und das Hauptthema des Workshops. Im zweiten Schritt wollen wir zeigen, wie man herausfindet, ob unsere Fragen schon beantwortet sind. Sind sie das nicht, wollen wir uns überlegen ob es eine realistische Methode geben könnte, unsere Frage glaubhaft zu beantworten. Der Workshop „BayFoNet – wie forschen Praxen?“ möchte eine Brücke zwischen Praxis und Forschung schlagen und ein gegenseitiges Lernen und Verstehen befördern.   

Organspende - was geht mich das als HausärztIn an? (Alexandra Greser)

Anfang 2020 wurde die Organspende im Transplantationsgesetz neu geregelt. Dieses sieht vor, dass Hausärztinnen und Hausärzte künftig ihre PatientInnen im zweijährigem Turnus ergebnisoffen zur Organ-und Gewebespende beraten und dafür eine Vergütung erhalten. Die Referentin ist neben Ihrer Tätigkeit als wiss. Mitarbeiterin am hiesigen Institut seit 2002 Koordinatorin bei der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) und hat mehrere hundert Organspenden begleitet. Der Workshop wird Sie umfassen d zum Thema informieren und lässt sehr viel Raum für Fragen und Diskussionen.

Balintgruppe (Michael Deckelmann)

In Balintgruppen nutzen wir die analytische Betrachtung der Arzt-Patient-Beziehung, um mehr Verständnis für „den Arzt, seinen Patienten und die Krankheit“ zu erlangen. Balintarbeit ist eine der besten und einfachsten Methode zum Entwickeln einer guten Arzt - Patientenbeziehnung . Gleichzeitig stellt sie eine gute Art der Selbstfürsorge  für alle Berufsgruppen in der Medizin dar. Kurze Einführung in die  Geschichte und Theorie der Balintarbeit und eine Balintsitzung.

AG Werkzeugkasten: Wissensmanagement - auf der Höhe des Wissens bleiben, aber wie? (Dr. med. Christian Rechtenwald)

Auch schon mal das Gefühl gehabt, in der Informationsflut zu ertrinken? Ständig flattern Streuzeitschriften in die Praxis, der Stapel des Ärzteblatts guckt anklagend vom Schreibtisch herüber, jede Woche finden unzählige Fortbildungen ohne einen statt und die Patienten fragen, ob man die Gesundheitssendung letzte Woche gesehen hat.

Wie soll man neben dem Praxisalltag Zeit finden, um auf der Höhe des Wissens zu bleiben?

Folgenden Fragen sind wichtig:

  • Was muss ich selbst wissen?
  • Wie unterscheide ich Wichtig von Unwichtig?
  • Auf welche Quellen kann ich mich verlassen?
  • Wo finde ich die?

Mit den Antworten darauf helfen wir euch den Kopf über Wasser zu halten. Laptop, Tablet und Smartphone sind erwünscht! Wir recherchieren zusammen online – und im Anschluss erhalten ihr einen Link zum Downloadbereich.

Für Studierende und ÄiW: 
Vorbereitung auf die FA-Prüfung Allgemeinmedizin (Dr. med. Manfred Lohnstein)

Der Kurs bietet einen Überblick über die Schwerpunktthemen der Facharztprüfung und gibt Tipps, wie Sie diese Prüfung souverän meistern, auch wenn es mal eng wird. Ausreichend Zeit besteht für Prüfungssimulationen.

Besonders interessant für MFA:
"Ja, aber..." - Wie motiviere ich PatientInnen zu einem gesunden Lebensstil? (Dr. Andrea Reusch, Dipl. Psychologin)

Die Motivierung zu einer Lebensstiländerung gehört in der Hausarztpraxis zum Alltag, denn gesunde Ernährung und körperliche Aktivität sind relevante Faktoren bei vielen chronischen Erkrankungen. Auf entsprechende Empfehlungen reagieren Patient*innen jedoch sehr unterschiedlich - auch abwehrend. Woran das liegt und wie unterstützt werden kann, ist Thema des Workshops.

Fahreignung im höheren Lebensalter und bei chronischen Erkrankungen (Prof. Dr. med. Michael Bohnert und Dr. Yvonne Kaußner, Dipl. Psychologin)

Im Workshop „Fahreignung im höheren Lebensalter und bei chronischen Erkrankungen“ werden zunächst die rechtlichen Begrifflichkeiten und Rahmenbedingungen zur Thematik erläutert. Weiterhin werden Unfallstatistiken sowie einschlägige empirische Befunde zur Fahrleistung präsentiert. Der Schwerpunkt wird dabei neben rein alterskorrelierten Einbußen auf Erkrankungen und Medikamenten liegen, mit denen der Hausarzt im Rahmen der Primärversorgung am häufigsten konfrontiert wird. Basierend darauf sollen Handlungsempfehlungen für die Praxis abgeleitet und gemeinsam diskutiert werden.

Erst Urlaub - und dann krank! Herausforderungen bei der Versorgung von Reiserückkehrern (Prof. Dr. med. August Stich)

Corona ist auch der Tod der Reisemedizin? Nein, denn Reisen finden weiterhin statt, wenngleich unter anderen Vorzeichen, und damit stellen sich auch vielfältige Probleme bei der Versorgung von Patienten, die nach einer Reise krank in unsere Praxis kommen. Wie gehen wir vor: zielgerichtet, rational und ökonomisch, immer auch mit Blick auf aktuelle Seuchengeschehen und mit dem Ziel, eine wirklich gute Medizin zu betreiben. Diesem Themenfeld wollen wir uns am Beispiel vieler aktueller Fälle nähern.

DMP-KHK - "Kardio Workshop" - erste Ergebnisse aus der Kardio-Studie (Dr. med. Til Uebel und Astrid Englert, B.Sc.)

Während die Abläufe beim akuten Herzinfarkt standardisiert fast überall die gleichen sind, bestehen erhebliche Unsicherheiten im Umgang mit Patienten, die thorakale Beschwerden ohne ein akutes Ereignis haben.   Zwei Jahre hat sich unser Institut intensiv mit den diagnostischen Prozeduren bei akuten und chronischen Herzkrankheiten in der Region Schweinfurt auseinandergesetzt. Ein Gruppe Niedergelassener sowie Krankhausärzte hat abseits der bekannten Leitlinien einen lokalen Behandlungspfad zusammengestellt, der mit Ihnen als „die etablierte Versorgung von Patienten mit Verdacht auf KHK in der Region Schweinfurt“ diskutiert werden soll. Es werden Ergebnisse des Teilprojektes der deutschlandweiten „Kardio-Studie“ vorgestellt, im Rahmen des Workshops werden die Probleme thematisiert, die sich für Hausärzte in der Betreuung von Patienten ergeben, die zwar über thorakale Beschwerden berichten, aber vielleicht doch nicht gleich coronarangiopraphiert werden sollten.

DMP-COPD - Neues und Bewährtes (Dr. med. Helmut Holle)

  • Neuerungen im DMP und in der COPD-Leitlinie 2018
  • Überblick über aktuelle Inhalativa, wann wechseln?
  • Exazerbationen: Wie vorbeugen, wie behandeln?

De-Prescribing von Medikamenten (Dr. med. Michael Schwab)

Wer helfen und heilen will, darf vor allem nicht schaden. Zum Ansetzen der richtigen Medikamente bedarf es Können. Das richtige Absetzen von Medikamenten ist ein Kunst, die Regeln kennt. Der Workshop vermittelt Regeln für die Praxis.

Besonders interessant für MFA:
Update Impfung in der Praxis (Dr. med. Hans-Jörg Hellmuth)

In diesem Kurs lernen Sie die Grundlagen zum Thema Impfen kennen. Wir werden allgemeine Fragen besprechen, die sich an dem Alltag in der Hausarztpraxis orientieren (praktische Durchführung, Indikationen und Kontraindikationen, Impfabstände, Nebenwirkungen etc.). Außerdem wird speziell auf die wichtigsten Impfungen eingegangen. Wir werden dabei die aktuellen Impfempfehlungen der STIKO berücksichtigen.

Freundlich aber bestimmt - herausfordernde Situationen im Umgang mit Patienten (Dr. Susanne Buld, Dipl. Psychologin)

In Gesundheitsberufen kommt es nicht selten zu herausfordernden Gesprächssituationen mit Patienten, in denen man an die eigenen Grenzen stoßen kann. Je mehr Strategien man jedoch für solche Situationen mitbringt, desto gelassener kann man bleiben. Gibt es eine eindeutige Vorstellung davon, was im jeweiligen Gespräch erreicht werden soll oder muss, kann man zielorientierter, klarer und dennoch freundlich auftreten. Im Workshop werden gesprächsanlassbezogen verschiedene Strategien vorgeschlagen und anhand von eingebrachten Beispielen der Kursteilnehmer erprobt und reflektiert.


Der 3. Tag der Allgemeinmedizin wurde in Kooperation mit und mit freundlicher Unterstützung durch den Bayerischen Hausärzteverbandes e.V. durchgeführt, dem an dieser Stelle ein besonderer Dank gilt!