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Institut für Allgemeinmedizin

27. Jahreskonferenz des General Practice Research on Infections Network (GRIN) in Würzburg

22.09.2025

Die 27. Jahreskonferenz des General Practice Research on Infections Network (GRIN) fand in diesem Jahr am 19. und 20. September in Würzburg statt und widmete sich den drängendsten Fragen der Infektionsforschung in der Primärversorgung.

Rund 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Europa, Australien und den USA waren der Einladung des Instituts für Allgemeinmedizin gefolgt, um im Burkardushaus, dem Tagungszentrum am Würzburger Dom, aktuelle Erkenntnisse zur Infektionsforschung in der Primärversorgung zu diskutieren. © Bianca Steinmann / UKW

Infektionskrankheiten sind einer der häufigsten Gründe für einen Arztbesuch in der hausärztlichen Versorgung. Nicht jede Infektion erfordert jedoch die Einnahme von Antibiotika. Ärztinnen und Ärzten in der Primärversorgung, also in den Bereichen Allgemeinmedizin, Kinder- und Jugendmedizin, kommt demnach eine zentrale Rolle zu. Sie müssen entscheiden, wann die Gabe eines Antibiotikums sinnvoll und angemessen ist. Denn nur durch einen gezielten und verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika können Resistenzentwicklungen verhindert werden, sodass diese lebenswichtigen Medikamente auch in Zukunft wirksam bleiben. Der Fachbegriff hierfür lautet „Antimicrobial Stewardship“, kurz AMS. 

100 Wissenschaftler aus der ganzen Welt diskutierten in Würzburg aktuelle Erkenntnisse zur Infektionsforschung in der Primärversorgung

Um AMS ging es auch auf der 27. Jahreskonferenz des General Practice Research on Infections Network (GRIN). „GRIN ist eine im Bereich AMS-Forschung in der Primärversorgung einzigartige internationale Vernetzung, die sich einmal jährlich an wechselnden Orten Europas trifft und viele Studien auch ‚vernetzt‘ durchführt“, berichtet Prof. Dr. Ildikó Gágyor, Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin am Uniklinikum Würzburg (UKW). In diesem Jahr war Ildikó Gágyor mit ihrem Team, bestehend aus Alexandra Greser, Dr. Peter K. Kurotschka, Vanessa Meyer und Bianca Steinmann, für die Organisation des GRIN-Meetings zuständig. Rund 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Europa, Australien und den USA waren ihrer Einladung gefolgt, um am 19. und 20. September im Burkardushaus, dem Tagungszentrum am Würzburger Dom, aktuelle Erkenntnisse zur Infektionsforschung in der Primärversorgung zu diskutieren. 

Ildikó Gágyor: „Antimikrobielle Resistenz kann zwar regional sehr unterschiedlich ausfallen, es ist jedoch ein globales Problem das keine Grenzen kennt. Daher ist es wichtig, dass wir national und international unsere Anstrengungen bündeln, um die die daraus resultierende Gesundheitsgefahr abzuwenden.“ 

Am Freitagmorgen standen zunächst neue Forschungsansätze im Fokus. Dazu gehörten Beiträge zur Verbesserung der Überwachung sexuell übertragbarer Erkrankungen, zu visuellen Kommunikationsstrategien für einen verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika, zur Einführung einer globalen KI zur Infektionsbewertung sowie KI-gestützte Diagnose- und Behandlungsentscheidungen bei Harnwegsinfektionen. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf sogenannten Point-of-Care- und Diagnostiktests, die in der Praxis schnell und präzise Ergebnisse liefern sollen.

Wirksamkeit der Point-of-Care Mikroskopie und Urinteststreifen in der Diagnosesicherung unkomplizierter Harnwegsinfektionen 

Harnwegsinfektionen gehören zu den häufigsten Beratungsanlässen in der Allgemeinmedizin. Daher wurde ihnen ein eigener Themenblock gewidmet. Unter anderem wurden Strategien zur Verbesserung der Antibiotikaverschreibung in Pflegeheimen, die Informationsbedürfnisse von Patientinnen mit wiederkehrenden Infekten sowie neue Erkenntnisse zu Resistenzmustern diskutiert.

In diesem Rahmen stellte Peter Kurotschka vom Institut für Allgemeinmedizin die ersten Ergebnisse der cluster-randomisierten Pilotstudie MicUTI vor. An der Studie nahmen mehr als 150 Patientinnen aus 20 Hausarztpraxen des Bayerischen Forschungsnetzes in der Allgemeinmedizin (BayFoNet) im Raum Würzburg und Erlangen teil. Frühere Studien haben gezeigt, dass sich bei etwa der Hälfte der Frauen die Beschwerden der Harnwegsinfektionen spontan zurückbilden, und sie deshalb nicht von Antibiotika profitieren. In dieser Studie wurde geprüft, ob mithilfe von Urinteststreifen und mikroskopischen Untersuchung des Urins unmittelbar in der Praxis die Diagnose einer Harnwegsinfektion verbessert und eine gezielte Therapieentscheidung getroffen werden kann. Die Ergebnisse der Studie wurden bereits zur Publikation in einer internationalen Fachzeitschrift angenommen und erscheinen in Kürze. 

Einblicke in die Geheimnisse von Antibiotikaresistenzen und Empfindlichkeitstestungen 

Den Auftakt des Nachmittagsprogramms gestaltete Prof. Dr. Oliver Kurzai mit der sogenannten Keynote Lecture, dem Hauptvortrag, indem er die Mechanismen der Resistenzbildung von Krankheitserregern und deren Folgen bei Pilzerregern darstellte. Der Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Mikrobiologie und Mykologie am Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg sowie Leiter des Nationalen Referenzzentrums für invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) gewährte Einblicke in neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu Antibiotikaresistenzen und Empfindlichkeitstestungen. 

Atemwegsinfektionen, Infektionsmanagement bei Kindern und AMS 

Im Anschluss richtete sich der Blick auf Atemwegsinfektionen. Es wurden Studien zu Lungenentzündung, viral bedingten Atemwegsinfektionen, Prognosemodellen zum Risiko eines schweren Verlaufs bei Patientinnen und Patienten mit Atemwegsinfektionen, sowie zur Leitlinienadhärenz präsentiert. Den Abschluss des ersten Konferenztags bildete ein Block zum Infektionsmanagement bei Kindern, in dem unter anderem der Antibiotikaeinsatz bei Atemwegssymptomen und elterliche Entscheidungsfaktoren thematisiert wurden.

Am Samstag lag ein weiterer Schwerpunkt auf Atemwegsinfektionen. Die Themen reichten von Behandlungskonzepten für Post-Covid-Patienten über Erfahrungen aus der Pandemie in Schweden bis hin zum Einsatz von Lungenultraschall und neuen Schnelltests in der Hausarztpraxis. Im Anschluss fand eine Session zum Thema Antibiotic Stewardship statt, in der nationale Programme, innovative Kommunikationsstrategien und Verschreibungsmuster in Europa beleuchtet wurden. Den Abschluss bildeten Beiträge zu häufigen Infektionen in der Primärversorgung, darunter Sepsis-Scores im ärztlichen Bereitschaftsdienst, Haut- und Weichteilinfektionen sowie die Erwartungen der Bevölkerung an den Verlauf akuter Infektionen.

Mit ihrem vielseitigen Programm bot die GRIN-Jahreskonferenz 2025 eine umfassende Plattform, um Forschung und Praxis enger zu verzahnen und gemeinsam Lösungen für eine bessere Infektionsversorgung in der Allgemeinmedizin zu erarbeiten. Die 28. GRIN-Jahreskonferenz wird am 25. und 26. September 2026 in Dublin (Irland) stattfinden.

Text: Wissenschaftskommunikation / KL, Link zum Original-Artikel: Universitätsklinikum Würzburg: Verantwortungsvoller Einsatz von Antibiotika in der ambulanten Versorgung

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